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Kluger Verwalter und unermüdlicher Seelsorger

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zum Tod von Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand

Gleichsam am Vorabend des Christkönigfestes 2014  ist unser Würzburger Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand plötzlich und unerwartet von Gott heimgerufen worden.

Bis zum Vorabend, am 21. November 2014, war er noch ungebrochen aktiv für das Bistum Würzburg im Einsatz. Am Morgen des 22. Novembers wurde er in seiner Wohnung tot aufgefunden. Das Brevier lag neben dem Sessel, in dem er saß.

Für uns alle ist dies im Augenblick unfassbar. Wer kennt die Gedanken des Herrn? Wer kann IHM Ratschläge erteilen?

Generalvikar Hillenbrand hat auf diesen Tag hingelebt. Die Königsherrschaft Gottes zu akzeptieren, war ihm ein Herzensanliegen. In vielen seiner Schriften und Bücher hat er auf die Wanderung der Kirche durch die Zeit mit Blick auf das große Ziel zu ebenso eindringlich hingewiesen wie auf die besondere Verantwortung der Priester auf diesem Weg.

In einem seiner jüngsten Bücher mit dem Titel „Herausgeforderter Glaube - Zwischenrufe zu Zeitfragen“ (Echter 2012) hat er selbst die Beweggründe für seinen Dienst formuliert: „Der Dienst eines Generalvikars steht nicht nur im Schnittpunkt vielfältiger innerkirchlicher Lebenslinien, sondern genauso im Spannungsfeld zwischen der Glaubensverkündigung und den unterschiedlichen gesellschaftlichen Problemen. Manchmal entwickeln sich aus solchen Herausforderungen regelrechte Zerreißproben ...“

Seit meinem Amtsantritt in Würzburg vor zehn Jahren stand Generalvikar Hillenbrand mir unermüdlich zur Seite. Ich bewunderte immer seine theologische Weite, seinen analytischen Verstand und seine aufopferungsvolle Mitarbeit, die ihn bis an den Rand seiner Kräfte führte. Niemals scheute er sich, auch die sogenannten ‚heißen Eisen’ anzufassen. Ohne sich zu schonen, setzte er sich für die Belange der Mitbrüder und Mitarbeiter in der Diözese ein.

Er blieb nie im Einzelnen stecken, sondern verortete das kurzfristige Aktuelle im Ganzen unseres Glaubens. Seine hilfreichen Entscheidungen gründeten zutiefst im Glauben der Kirche, den er ausnahmslos teilte.

Seine Liebe zur Familie - besonders zu dem noch lebenden 94-jährigen Vater und seinen Geschwistern mit Familien - kam ebenso aus seinem Herzen wie die Liebe zu seinem Heimatort Ochsenfurt in der Nähe von Würzburg.

Ein durchgehendes Herzensanliegen war ihm die Vermittlung von Nähe und Distanz: Es lag ihm daran, die Bodenhaftung zu haben, aber nicht im Boden stecken zu bleiben. Er verwies - auch in den vielen Zusammenkünften und Konferenzen - immer darauf, dass menschliche Zuwendung eine Voraussetzung für gelebten Glauben sei, aber diese Hinwendung nicht distanzlos sein dürfe. Aus der Sendung von Christus her und auf ihn hin müsse das Engagement des Einzelnen stammen.

So schrieb er in dem schon erwähnten Buch - als langjähriger Regens mit allen Problemen vertraut und leidenschaftlich am Priestertum interessiert - über den Dienst des Priesters: „In der Weihe macht Jesus vor-läufige Menschen zu Vor-läufern auf das Endgültige, auf sein Reich, das sie durch ihren Dienst verkünden sollen. ... Der Priester ist nicht ‚Endstation’ kirchlichen Handelns, er soll vielmehr deutlich machen, dass Jesus selbst wirkt. ‚Wer euch hört, der hört mich’ (Lk 10,1) - ‚Tut dies zu meinem Gedächtnis’ (Lk 22,19) ... Christus selbst ist es, der tauft, predigt und Abendmahl hält - der Priester kann diese Gegenwart immer nur persönlich bezeugen, aber niemals selbst bewirken.“ (Ebd. 119)

Wichtig war ihm dabei aber auch immer, dass der Einzelne nicht nur seine besonderen Charismen pflegen dürfe, sondern dass er von seiner Ganzhingabe aus auch seine Armseligkeit, seine Schattenseiten und Grenzerfahrungen verschenken müsse. „Berufung zum Priester lebt nicht in erster Linie vom eigenen Können“ - schreibt er wenige Zeilen weiter - „sondern vom Vertrauensvorschuss Jesu, den wir weitergeben dürfen.“ (Ebd. 120)

Generalvikar Hillenbrand habe ich als einen Mitbruder erleben dürfen, der sich in diesem Sinne als kluger Verwalter und unermüdlicher Seelsorger einbrachte. Wie oft wurde er als Referent bei theologischen Tagungen, als Prediger und Impulsgeber auch in andere Diözesen eingeladen. Mit welch großem Eifer und Sachverstand wirkte er in den letzten Jahren als stellvertretender Vorsitzender des Verbandsausschusses des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD) mit.

Als ehemaliger Germaniker hatte er weltweite Kontakte, die er zum Wohle aller einzusetzen verstand. Seine Liebe zur Ewigen Stadt behielt er zeitlebens.

Auch ich persönlich habe ihm viel zu verdanken. Seine unaufdringliche, aber stets erfahrbare Nähe war ein Kontinuum in meinem bisherigen Amt als Bischof von Würzburg. Mit seinem Tod hat er sein erhofftes Ziel erreicht - für uns aber hat sich eine Lücke aufgetan, die nur sehr schwer zu schließen sein wird.

Möge Gott nun zu ihm sagen: „Komm, du guter und getreuer Knecht, nimm teil an der Freude deines Herrn.“

 Bischof + Friedhelm 

(4814/1164; E-Mail voraus)

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